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XP Days Germany 2016

Datum:
Kategorie: Softwareentwicklung
Schlagworte: Software, Agile, Scrum, Retrospective
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Gerade sitze ich am Flughafen in Hamburg und gehe im Kopf die vielen Eindrücke durch, die ich in den letzten beiden Tagen auf den XP Days Germany 2016 habe sammeln dürfen. Noch extrem frisch und dennoch aufgrund der Fülle an neuen Ideen, interessanten Anregungen und wertvollen Erkenntnissen schwer zu greifen versuche ich mich daran, meine persönlichen Highlights vorzustellen.

Trotz vorabendlichem Besuch auf dem Hamburger Dom gehöre ich am Montagmorgen zu der ersten Welle, die über die Anmeldung und die Garderobe in der mir schon aus vergangenen Scrumtischen und anderen Events bekannten Hamburger Handwerkskammer herfällt. Zum Einstieg in die zwei Konferenztage habe ich mir die Session Lean Prinzipien und das Management von Technical Debt von Sven Johann ausgesucht. Sehr gelungen finde ich die Einordnung der technischen Schulden in die Begrifflichkeiten der Finanzwelt: nicht alle Schulden müssen zwangsweise schlecht sein, manche Schulden treten erst ganz plötzlich auf, manche Schulden gilt es zurückzuzahlen und manche eben nicht. Neu war mir die Idee von Philippe Kruchten: What colours is your Backlog? ein Backlog zu kategorisieren.

Im Anschluss zeigt Ruben Straube mit dem Vortrag Underneath Your Code: Was ein Repository uns verraten kann was man mit etwas Detektivarbeit und den passenden Werkzeugen aus den Metadaten eines Source-Code-Repository so alles herauslesen kann. Für mich definitiv ein völlig neuer Blickwinkel, denn mit diesem Ansatz fördert man auf jeden Fall gänzlich andere Messgrößen hervor als beispielsweise mit einer statischen Codeanalyse.

User-Stories schneiden mit Elefanten-Carpaccio

Im späteren Verlauf der Konferenz lerne ich, dass die folgende Session ein super Beispiel für die sogenannte Kopfstand-Methode ist: Tilmann Glaser und Peter Fichtner präsentieren sehr anschaulich Die 10 goldenen Regeln für schlechte Tests und transformieren eine aufgeräumte Codebasis schrittweise tiefer und tiefer in den Sumpf dieser 10 Regeln hinein. Was dabei herauskommt erfordert wieder echte Helden, denn diese Codezeilen mag wirklich niemand anderes lesen geschweige denn verstehen.

Vor dem Mittagessen wähle ich noch eine Session über nachhaltige Architekturen für agile Projekte, hier nehme ich allerdings nur ein Loch im Bauch für die Mittagspause mit, welches mit leckeren Speisen wieder gefüllt werden kann. Nach der Pause zeigt uns Holger Stanislawski in der Keynote Supermarkt vs. Fußball: 1:0 für die Führung! die Parallelen zwischen der Führung eines Fußballteams und seines Supermarktes. Das Ergebnis ist ein extrem kurzweiliger Vortrag, in welchem er uns seine Interpretation von Führung näher bringt und zu direkter und ehrlicher Kommunikation motiviert.

Nach einer kurzen Pause, die ich nutze, um einmal kurz vor der Handwerkskammer an der Eislaufbahn frische Luft zu schnappen, beginnt der Open Space: Für mich auf solchen Konferenzen immer eine spannende Sache, denn nicht kommt ein solcher wirklich in Fahrt. Auf den XP Days klappt das - vielleicht dank der hervorragenden Moderation - wunderbar und die nächsten drei Stunden tauche ich ein in den Open Space. Nach zwei Sessions findet die für mich interessanteste Session allerdings ganz spontan und abseits vom Marktplatz an der Kaffeeschlange statt: Wir unterhalten uns über Operations und wann und mit welchem Verständnis von dieser Tätigkeit eine Mitarbeit in Entwicklungsteams Sinn macht beziehungsweise wann Operations lieber erst einmal “unter sich” bleiben sollte.

Die Coding Challenge zum Abendevent spare ich mir zugunsten interessanter Gespräche bei der köstlichen Verpflegung, die eine gute Grundlage für das Holsten Pilsener und die später folgenden Astras auf der Reeperbahn schafft.

Gar nicht so schwere Kost serviert uns am Dienstagmorgen Alex Schwartz mit dem Workshop Wie isst man einen Elefanten? User-Stories schneiden mit Elefanten-Carpaccio. Ich lerne ein interessantes Workshop-Format kennen mit welchem das Schneiden von User Stories motiviert und sogar bei der Implementierung erfahrbar wird. Unser Team entscheidet sich für JavaScript als Technologie und verwendet jsfiddle als die wohl am schnellsten aufgesetzte Entwicklungsumgebung um Story für Story funktionierende Software in den spontan ausgerufenen Demos zu präsentieren.

Escape - Schafft ihr es gemeinsam aus dem Tempel?

Als wäre das alleine nicht bereits ein gelungener Start in den zweiten Tag, bleibe ich im selben Raum und nehme an der Session Mehrere Teams und eine Herausforderung: Schafft ihr es gemeinsam aus dem Tempel? teil. Malte Sussdorff und Martin Heider erklären uns hier die Regeln des kooperativen Brettspiels Escape und die Besonderheiten bei der tischübergreifenden Zusammenarbeit. Nach drei Runden, einigen Szenarien zur Verwendung dieses Spiels und einer gemeinsamen Retrospektive ist der Vormittag auch schon vorbei und auch mein Magen meldet sich pünktlich für das Mittagessen.

Dass solche Konferenztage anstrengend sein können oder ich vielleicht doch nicht mehr der Jüngste bin merke ich nach dem Mittagessen, als uns Nat Pryce mit der Keynote TDD & the Wisdom of the Ancients durch das Suppenkoma bringen soll. Ich schaffe es leider nicht so gut, seinen Blick in die Vergangenheit und die Ableitungen für unsere Arbeit in Softwareentwicklungsprojekten angemessen zu würdigen - glücklicherweise kann man seinen Vortrag später auch online anschauen.

Ein echter Wachmacher dagegen ist die Session von Erik Hogrefe und Andreas Erber mit dem Titel Liberating Structures in Retrospektiven. Sie stellen das Konzept der Liberating Structures vor und lassen uns vier solcher Structures direkt am eigenen Leib erfahren. Für mich ein echter Schatz, der sich genial für Retrospektiven und die Strukturierung von größeren Gruppendiskussionen eignet und einen Platz in meinem Methodenkoffer findet.

Ich hatte die Qual der Wahl mich zwischen direkt mehreren interessanten Vorträgen zu entscheiden und habe mich dann für den eXtreme Presentations Slot entschieden - hier gab es direkt 5 kompakte Vorträge mit 20 Folien zu je 20 Sekunden zu verfolgen.

Feedback willkommen!

Abgerundet habe ich die Konferenz dann noch mit dem Vortrag MURCS - Wir machen jetzt Scrum, aber das Meeting passt leider nicht und einen PO haben wir irgendwie auch nicht… von Ina Einemann und Ulf Mewe. Mein wichtigstes Mitbringsel aus diesem Vortrag ist der Nokia Test, den ich mal mit einem eigenen Team durchführen möchte.

In Summe schaue ich zufrieden auf zwei volle Tage mit einer Menge Inspiration, Motivation und neuen Kontakten zurück und freue mich ein Teil dieser so interessanten Veranstaltung gewesen zu sein. Die XP Days 2017 habe ich mir schon vorgemerkt!

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